Auch wenn Apple TV+ selbst stolze fünf Jahre nach dem Launch immer noch ein relatives Schattendasein im Streaming-Einerlei führt, so haben es zumindest eine Handvoll Prestige-Titel geschafft, breitere Aufmerksamkeit zu erzeugen. Neben „Foundation“ oder „Ted Lasso“ zählt dazu auch ganz klar „Severance“. Die Serie von Erfinder Dan Erickson und Comedy-Legende Ben Stiller ging Anfang 2022 an den Start und mag auf den allerersten Blick womöglich wie eine handelsübliche Workplace-Serie à la „The Office“ wirken, die sowohl vor als auch hinter der Kamera mit bereits comedy-erprobten Namen daherkommt. Doch verbirgt „Severance“ hinter der simplen wie kongenialen Ausgangsidee zur Work-Life Balance einen überaus eigenwilligen Mix aus Sci-Fi, Mystery-Drama und bitterböser Kapitalismus-Satire. Das Finale von Staffel 2, das erst am Freitag bei Apple TV+ über die Bühne ging, haben unser Redaktions-Stipendiat Valentin und Recap-Veteran Dom daher zum Anlass genommen, um sich über die Serie ausführlich auszutauschen. Dabei spricht ihr Podcast sowohl im betont spoilerfreien Teil die Outies unter euch an als auch die Innies, die sich gerade noch vom zweiten Staffelfinale erholen wollen. Und keine Bange: für keinen der beiden Teilbereiche müsst ihr euch erst einem chirurgischen Eingriff unterziehen, sondern einfach bloß auf Play drücken.
Viel Spaß mit der neuen Folge vom Tele-Stammtisch!
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Thank you very much to BASTIAN HAMMER for the orchestral part of the intro!
I used the following sounds of freesound.org:
16mm Film Reel by bone666138
wilhelm_scream.wav by Syna-Max
backspin.wav by il112
Crowd in a bar (LCR).wav by Leandros.Ntounis
Short Crowd Cheer 2.flac by qubodup
License (Copyright):
Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)
Hallo, ihr Lieben.
Ich habe mir gerade euren Podcast zu Severance angehört und muss sagen, dass er mir wirklich gut gefallen hat. Besonders am Ende, als ihr über das Projekt Cold Harbor sprecht und euch fragt, was dort eigentlich passiert – da hatte ich gleich eine Theorie im Kopf.
Ich glaube, Gemma ist nicht deshalb wichtig, weil sie irgendetwas Besonderes wäre, sondern weil sie einfach die Person ist, an der gearbeitet wird. Sie wurde gekidnappt, und an ihr wird experimentiert. Es hätte auch jemand anderes sein können – aber es ist eben Gemma. Und genau deshalb hat man sich vermutlich Mark ins Unternehmen geholt. Nicht zufällig, sondern gezielt: als nahestehenden Angehörigen der Testperson. Ich vermute, dass er genau deshalb auch das Angebot bekam, sich severn zu lassen – damit er als Kontrollperson in der Nähe ist, ohne zu wissen, was wirklich vor sich geht. Es betrifft nur ihn persönlich. Die anderen Kolleginnen und Kollegen sind blinde Mitwirkende, die mit großer Wahrscheinlichkeit ebenfalls an Gemma arbeiten, ohne es zu wissen.
Die Zahlenblöcke, mit denen sie in ihren Abteilungen arbeiten, sind möglicherweise nichts anderes als codierte Persönlichkeitsfragmente – Daten, aus denen künstliche Identitäten zusammengesetzt werden. Je nachdem, wie diese Zahlenblöcke „verarbeitet“ werden, wird Gemma auf der Testetage anders „programmiert“. In welchem Raum sie sich dort befindet, bestimmt möglicherweise, welche Persönlichkeitsteile gerade aktiv sind oder neu geschrieben werden.
Was ich besonders spannend finde: Die Innie-Persönlichkeiten von Mark und den anderen entstanden auf natürliche Weise – wie eine leere Leinwand, die sich Stück für Stück mit Erfahrungen füllt. Genau deshalb war Miss Casey anfangs so leer: Sie hatte keine Entwicklung durchlaufen.
Ich glaube allerdings, dass es bei Cold Harbor genau darum geht: Persönlichkeiten nicht mehr entstehen zu lassen, sondern sie künstlich zusammenzusetzen – fertig, komplett, maßgeschneidert.
Denn will man jemanden mit severed Chip unbemerkt in wichtige Machtpositionen einschleusen, kann man keine leere Leinwand verwenden. Ein Mensch, der bei null anfängt, kennt niemanden, weiß nichts, kann sich nicht zurechtfinden – völlig ungeeignet. Aber wenn Lumon es schafft, fertige Persönlichkeiten zu erschaffen und sie gezielt zu implantieren, dann kann man Menschen vollständig kontrollieren.
Man könnte sie in politische Ämter bringen, in Firmenpositionen, in die Öffentlichkeit – überall dorthin, wo Lumon Einfluss nehmen will.
Und genau das scheint das eigentliche Ziel zu sein: Nicht nur die Trennung von Arbeit und Privatleben – sondern die totale Kontrolle über das, was ein Mensch ist. Eine Persönlichkeit wie ein Programm. Eine Marionette, die von außen gesteuert wird.
Liebe Grüße
Ben
Hallo Ben,
wir bedanken uns ganz herzlich für dein positives Feedback ☺️.
Deine Theorien klingen nicht nur spannend, sondern auch super schlüssig, finde ich!
Bliebe rund um Cold Harbor dann ja nur noch die Frage liefern können, wozu Gemma nach Abschluss von Cold Harbor zwingend sterben sollte, und warum genau nun die Ziege mit ihr beerdigt werden sollte.
Beides einfach Opfer an Kier? Oder sollte da auch noch mehr hinterstecken?
Hm…
Mal sehen, ob wir diese Fragen dann in der nächsten Staffel beantwortet kriegen; dann wird es dazu mit Sicherheit auch wieder einen Cast geben 🙂
LG
Valentin.